Gehalts-Ping-Pong
Wie du ein faires Gehalt verhandelst und was deine Kindheit damit zu tun hat.
Obwohl Geld in unserer Welt omnipräsent ist und in alle Lebensbereiche hineinwirkt, wird es als Gesprächsthema nach wie vor gemieden. Frischgebackene Akademiker*innen fragen in unseren Beratungsgesprächen oft, wie viel Gehalt sie für ihren ersten „richtigen Job“ verlangen können und dürfen. Nur selten wird das Thema an der Uni offen diskutiert – denn über Geld spricht man nicht! Oder? Der Umgang mit Geld und das Know-how darüber sind essenziell für unser tägliches Leben, gerade dann, wenn es um dein Gehalt geht.
Was beeinflusst eigentlich, wie du zu dem Thema Geld stehst?
Jede und jeder von uns ist mit Glaubenssätzen aufgewachsen, die meist unbewusst auch heute noch unsere Beziehung zum Thema Geld prägen.
- „Geld ist schmutzig – wasch dir die Hände!“
- „Was für ein braves Mädchen – du bist ja so bescheiden.“
- „Man(n) muss hart arbeiten, um Geld zu verdienen.“
Eltern oder nahe Bezugspersonen versuchen ihrem Kind beizubringen, wie es mit Geld umzugehen hat. Nicht selten werden unbewusst Geschlechterrollenerwartungen mittransportiert, wie an den Beispielen gut ersichtlich wird. Laut dem Sozialpsychologen Rolf Haubl verbinden Männer Geld am häufigsten mit Erfolg und Macht, Frauen hingegen mit Sicherheit und Selbstständigkeit.1
Dabei vergessen Eltern, dass wir nicht nur lernen sollten, was wir mit dem Geld machen, sondern auch, dass Geld etwas mit uns macht. Geldthemen lassen niemanden kalt und die eigenen Finanzen lösen bei jedem von uns etwas aus: von Wut über Ärger bis hin zu Freude und Glück.
Geld wirkt auf zwei Ebenen: auf unser Verhalten und unsere Emotionen. Wenn wir als Kind beispielsweise in unserem Elternhaus beobachten konnten, dass Gespräche über Geld in Konflikten enden, kann Geld emotional negativ besetzt sein. Was wir durch frühe Prägung verinnerlicht haben, drückt sich im späteren Leben durch Entscheidungsheuristiken aus. Statt komplexe Analysen anzustellen, verlassen wir uns auf gelernte Geld-Botschaften.2
Die Auseinandersetzung mit verinnerlichten Glaubenssätzen ist schwer, führt aber zu mehr monetärer Kompetenz. Denn statt sich auf vorgefertigte Denkmuster zu verlassen, kann durch eine bewusste Auseinandersetzung ein emanzipierter Umgang mit Geld gefunden werden.3 Durch das Hinterfragen erkennen wir mögliche Einschränkungen bzw. Ängste unserer Eltern und können Schritt für Schritt einen selbstbestimmten Weg finden, mit Geld umzugehen.
Übung: Ich im Geld4
Beantworte folgende Fragen und reflektiere sie in einem Gespräch mit Freund*innen:
- Welche Redewendungen mit Geldbezug kamen in deiner Kindheit häufig vor und haben heute noch Einfluss auf dein Handeln?
- Bei welchen Lebensentscheidungen hat das Thema Geld eine Rolle gespielt? Was würdest du aus heutiger Sicht anders machen?
- Welches Verhalten im Umgang mit Geld bewertest du bei dir selbst positiv oder negativ? Welche Glaubenssätze könnten dahinterstecken?
Was ist ein faires Gehalt?
Dein Gehalt setzt sich aus unterschiedlichen Faktoren zusammen. Es gibt einerseits externe Einflussfaktoren wie der Abschluss (Master oder Bachelor) und die Fachrichtung deines Studiums. Aber auch die Branche, Unternehmensgröße und -standort spielen eine Rolle bei der Höhe deines Gehalts. Praktische Berufserfahrungen sind auch ein Faktor und ein gutes Argument bei Gehaltsverhandlungen – insbesondere dann, wenn sie bereits facheinschlägig sind.
Es ist wichtig, dass du weißt, welchem Kollektivvertrag dein künftiges Arbeitsverhältnis unterliegt. Wirf vor dem Jobinterview unbedingt einen Blick auf die Lohn- und Gehaltstafeln! Laut einer Gehaltsstudie von Stepstone5 zahlen mehr als die Hälfte der Unternehmen ein fixes Einstiegsgehalt. Deshalb ist es besonders wichtig, die Einstufung deines Einstiegsgehalts zu kennen. Hole dir auch Rat aus deinem privaten Umfeld und recherchiere im Internet.
Im Durchschnitt verdienen Berufseinsteiger*innen in Österreich zwischen 30.000 und 40.000 Euro brutto jährlich. Berufe im sozialen Bereich und im Einzelhandel liegen hier im unteren Bereich. IT-Techniker*innen und Einsteiger*innen in der Pharma-Branche oder im Finanzbereich haben hingegen die besten Chancen auf ein Gehalt über der 40.000-Euro-Marke.6
Life Hacks
Häufig sind Berufseinsteiger*innen im Bewerbungsgespräch mit Gehaltsforderungen zurückhaltend. Um zu verhandeln, ist es wichtig, deine Kompetenzen gut zu kennen. Je besser dein Profi l mit der Stellenausschreibung übereinstimmt, desto eher steigen deine Chancen.
► Verleihe deinem Selbstwert einen Boost!
Du kannst mehr, als du denkst: Schreibe alle deine Kompetenzen und Fähigkeiten auf. Frage Freund*innen, Familie oder ehemalige Arbeitskolleg*innen, welche Fähigkeiten sie an dir schätzen.
► Räume mit negativen Glaubenssätzen auf!
Nutze unsere Übungen und reflektiere deinen Zugang zu Geld. Ebne dir einen proaktiven Umgang mit Geld, indem du zum Beispiel statt „Ich verstehe nichts vom Geldverdienen“ lieber „Ich bin gespannt, welche finanziellen Möglichkeiten ich habe“ denkst.
► Kümmere dich aktiv um deine Finanzen und dein Gehalt!
Weißt du, wie hoch dein letztes Jahresbruttogehalt war? Was ist in der Branche üblich? Wie kannst du dein Geld gut anlegen – wer früh beginnt, hat klare Vorteile.
► Verhandlungsgeschick ist gefragt!
Laut dem Gehaltsexperten Pramböck gibt es bei Einstiegsgehältern einen engen Verhandlungsspielraum von fünf bis zehn Prozent. Dennoch ist es wichtig, diesen nicht ungenutzt zu lassen.7 Besuche einen Workshop oder ein Webinar Uniport oder lass dich in einer individuellen Coachingsession beraten!
Die Jobplattform karriere.at gibt bei ihren eigenen Stellenausschreibungen nicht nur das Mindestgehalt, sondern eine Gehaltsbandbreite an. Ein Beispiel dem andere Unternehmen folgen könnten! Nutze auch den Gehaltsplaner von Stepstone, den Gehaltscheck von kununu oder den Gehaltskompass des AMS. Auch die Ergebnisse des Absolvent*innentracking der Uni Wien können dir spannende Einblicke zum Berufseinstieg bieten.
Daniela Wittinger
Karriereberaterin und Coach bei Uniport
Dieser Artikel ist bereits im Karrieremagazin RISE erschienen.
- Psychologie Aktuell: Geld in Paarbeziehungen
- Neue Narrative. Das Magazin für Neues Arbeiten #13
- Ebd.
- Neue Narrative. Das Magazin für Neues Arbeiten #13
- absolventen.at/magazin/einstiegsgehalt-nach-dem-studium-damit-kannst-du-rechnen
- Ebd.
- kurier.at/wirtschaft /karriere/einstiegsgehaltwelche-branchen-am-meisten-bezahlen/401367578
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